Erkenntnisse aus der Leseforschung

Wnen Sie deesin Asbchintt lsseen knenön, gheerön Sie zu den gübeetn Lrseen: In den Wetrörn smtmit die Rnhefeilgoe der Bcushtbaen nicht. Nur der estre und lztete Bcushtbae snid jweleis krrekot. Tzdoretm kenönn Sie dseie rhect plobromles lseen.

Dieses Beispiel zeigt uns einerseits, dass wir Wortbilder abgespeichert haben. Andererseits, dass wir beim Lesen jeden Buchstaben einzeln (nacheinander) registrieren und dann mit unserem Fundus an gespeicherten Wortbildern abgleichen. Dies geschieht aber nur annähernd und wenig bewusst. Anders gesagt: automatisiert. Das hat den Vorteil, dass wir dabei deutlich weniger Energie verbrauchen, als wenn wir buchstabierend und bewusst lesen müssten. So können wir zum Beispiel stundenlang einen Krimi lesen, ohne stark zu ermüden.

Verlesungen zeigen ausserdem, dass wir uns auch beim Wortbedeutungs-Speicher bedienen (wir lesen ein anderes Wort, welches auch in den Kontext passt) und gleichzeitig noch die Satzstruktur überwachen.

Bei längeren Wörtern, die wir nicht auf einen Blick erfassen können oder die uns wenig geläufig sind, greifen wir auf bekannte Wortbausteine zurück: Das Wort Geschicklichkeitsparcours kann in die Morpheme Ge-schick-lich-keit-s-par-cours aufgetrennt werden. Oft entsprechen diese gleichzeitig den entsprechenden Silben.

Beobachtungen der Augenbewegungen haben gezeigt, dass wir beim Lesen drei bis fünf Blicksprünge pro Sekunde machen. Bei jeder Einstellung des Blicks wird eine Anzahl Buchstaben erfasst und als Wort oder Morphem erkannt. Die einzelnen Wörter oder Morpheme müssen nun gespeichert und miteinander verbunden werden.

Lese-Trainingsprogramme basieren in unterschiedlicher Weise auf den oben beschriebenen Erkenntnissen:

  1. Wortbilder werden abgespeichert durch häufig wiederholtes Lesen von (gross geschriebenen) Silben und Wörtern. Schwierige oder häufig vorkommende Buchstabenkombinationen können gezielt trainiert werden.
  2. Durch das Lesen von erfundenen Wörtern kann die Lesegenauigkeit erhöht werden. Das Zurückgreifen auf (falsche) Leseerwartungen wird verhindert.
  3. Die Grösse und Zielgerichtetheit der Blicksprünge kann durch Computerprogramme den Fähigkeiten der Schüler angepasst werden.
  4. Rein visuelle Trainings können die Zielgerichtetheit von Blickbewegungen erhöhen.

Es liegt auf der Hand, dass zwischen verschiedenen Wissenschaftlern und Entwicklern Uneinigkeit besteht über die genauen Ursachen von Leseschwierigkeiten; und noch mehr darüber, welche Mittel das flüssige Lesen am besten fördern. Gerade die Unbewusstheit und Schnelligkeit des Leseprozesses erschweren eben ihre direkte Überwachung.

Claudia Fleischmann, Logopädin

Diesen Artikel auf Social Media oder per E-Mail teilen?